Prunkschloss mit Laternenschlüssel
als Meisterstück
Jean-Baptiste Platon, zugeschr.
Lyon, um 1720-1730
Eisen geschmiedet und teilweise geschnitten
Höhe 10 cm, Breite 18 cm, Tiefe 8 cm
Länge des Schlüssels 12 cm
Das prächtige Systemschloß, das sich mit seinem originalen Laternenschlüssel erhalten hat, besticht durch seine architektonische Form und seine aufwendige Dekoration aus gegossenem und geschnittenem Eisen. Neben den gitterartigen Plaketten links und rechts des fingierten Torbogens ist besonders die plastische Lilie in der Mitte zu erwähnen, die als Insignie des französischen Königshauses dieses Kunststück als französische Wertarbeit auszeichnet. Auch die raffinierten Öffnungsmechanismen verweisen auf die Qualität dieses herausragenden Meisterstückes. Das Schlüsselloch verbirgt sich hinter dem zentralen Rundbogen mit Lilie. In der Tat suggeriert die starke architektonische Gliederung mit einrahmenden Säulen und Tympanon, daß es sich bei dem Rundbogen um eine Tür handelt. Um diese zu öffnen, muß jedoch erst ein geheimer Mechanismus ausgelöst werden. Hierfür muß der Betrachter der Knopf erkennen, der sich im Tympanon befindet und als plastisches Ornament getarnt ist: Mittig zwischen zwei Palmwedeln ist ein herunterhängender Blütenkelch angebracht, der sich nach oben drücken läßt. Wird dieser Geheimmechanismus ausgelöst, springen die mittlere Tür und das linke Gitter auf. Hinter der zentralen Tür verbirgt sich das Loch, in welches der paßgenau geschnittene Bart des Schlüssels gesteckt wird. Wenn sich der Schlüssel dreht, bewegen sich die vier Schieberiegel hinter dem linken Gitter und visualisieren den Vorgang des Aufschließens nach außen. Solch komplexe Prunkschlösser entstanden im 18. Jahrhundert als Meisterstücke. 2007 wurde anläßlich der Ausstellung „La fidèle ouverture“ im Musée Le Secq des Tournelles in Rouen ein Prunkschloß aus Privatbesitz veröffentlicht, das für die Zuschreibung des vorliegenden Werkes an den Lyoner Schlossermeister Jean-Baptiste Platon (tätig 1714-1744) ausschlaggebend ist. Dieses prächtige Systemschloß mit Laternenschlüssel, das in Form, Dekoration und mechanischer Gestaltung übereinstimmt, trägt im Tympanon des Schlosses und auf dem Schlüssel die Inialien JBP, die auf den „maître serrurier“ Jean-Baptiste Platon bezogen werden. Aus Laus-le-Villard in Savoyen gebürtig wanderte Platon nach Frankreich aus und wurde 1714 zum französischen Staatsbürger. Möglicherweise erlangte er im selben Jahr oder kurz darauf die Meisterschaft. Spätestens 1717 war er „maître serrurier“: Damals wurde ihm die beträchtliche Summe von 15.000 Livres ausgezahlt, um eisengeschmiedete Prunkgitter zur Umzäunung des Reiterstandbildes von Ludwig XIV. anzufertigen, das bis 1724 vor dem Lyoner Rathaus auf der Place Bellecour errichtet wurde. 1731 gehörte Platon zu den Geschworenen unter den Schlossermeistern, was auf sein hohes Ansehen schließen läßt. Aufschlußreich ist auch das Almanach astronomique et historique de la ville de Lyon von 1744: Darin wird Platon, damals auf dem Quai de Retz ansässig, als einer von insgesamt zwei empfehlenswerten Schlossern in Lyon genannt.