Die Fratzenkanne
Nikolaus Pfaff
Prag, um 1608
Elfenbein, Silber feuervergoldet
Höhe 18,5 cm
Provenienz: Prag, Hermann Freiherr von Attems (1564–1611), Obersthofmeister von Rudolf II. (1607–1609) in Prag; weiterhin der Nachfahren aus dem österreischischen Adel
Publiziert in: Laue, G.: Die Fratzenkanne von Nikolaus Pfaff, Prag 1608, Kunstkammer Edition 8, München 2022
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Um 1600 am Prager Hof entstanden zeichnet sich die Fratzenkanne als erstrangiges Kunstkammer-Objekt durch ihre extravagante Form und extrem feine plastische Gestaltung aus, in dem Fabelwesen, menschliche Figuren, Maskarons und Fratzen zusammenschmelzen. Bei dieser höchst ungewöhnlichen und virtuosen Elfenbeinplastik handelt sich um ein Werk des Prager Bildhauers Nikolaus Pfaff (1556-1612), der am Hofe Rudolfs II. tätig war und sich auf die Erschaffung wertvoller Kunstkammer-Skulpturen aus Elfenbein und Rhinozeroshorn spezialisierte. Die Zuschreibung der Fratzenkanne an Nikolaus Pfaff basiert auf einem Vergleich mit den Skulpturen aus Elfenbein und Rhinozeroshorn, die aus den kaiserlichen Sammlungen stammen und durch die Inventare der kaiserlichen Kunstkammer als eigenhändige Werke von Nikolaus Pfaff belegt und bis heute in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien ausgestellt sind. Erwähnenswert sind zudem zwei nahezu identische Elfenbeinkannen mit Fratzen im Museum of Fine Arts in Boston und im Fitzwilliam Museum in Cambridge, die ebenfalls Nikolaus Pfaff zugeschrieben sind. Daß es sich bei der Fratzenkanne tatsächlich um ein Hauptwerk rudolfinischer Hofkunst handelt, zeigt sich nicht zuletzt an ihrer prestigereichen Provenienz: Sie stammt aus dem Besitz von Hermann Freiherr von Attems zu Heiligenkreuz (1564-1611), der von 1607 und 1609 als geheimer Rat und Obersthofmeister von Kaiser Rudolf II. in Prag tätig war. Mit ihren verspielten Formen und ihrer technisch-künstlerischen Virtuosität gehört die Fratzenkanne, zu den ausgefallensten und hochwertigsten Kunstkammer-Objekten, die um 1600 am Hofe Kaiser Rudolfs II. entstanden sind.
