Männliche Gliederpuppe
Deutsch, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts
Buchsbaum; Sockel: Holz, Eisen
Länge der Figur ca. 32 cm
Höhe mit Sockel ca. 36 cm
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Die männliche Gliederpuppe besticht durch ihre feine Modellierung. Dabei betonte der Künstler besonders die Muskulatur und anatomischen Besonderheiten des männlichen Körpers. Nicht nur der Kopf fällt durch die genaue physiognomische Wiedergabe auf: An den Händen, Füßen und am Halsansatz sind die einzelnen Muskelsehnen zu sehen, auch die Bauchmuskulatur ist deutlich herausgearbeitet. Damit reiht sich dieser Skulptur in die Tradition anatomischer Studien, die seit dem späten 16. Jahrhundert eine ausschlaggebende Rolle in der Malerei und in der Skulptur annahmen. Anders als die bildhauerischen Aktdarstellungen und Ecorchés (Muskelmänner) des frühen 17. Jahrhunderts ist die vorliegende Figur dank Kugelgelenke als bewegliche Skulptur gestaltet: Kopf, Rumpf, Hüften, Beine, Arme und Hände lassen sich verstellen, um verschiedene Körperhaltungen zu simulieren. Im Museo Nazionale del Palazzo di Venezia in Rom befindet sich eine nahezu identische, etwas größere Gliederpuppe, die ebenfalls mit ungewöhnlich betonter Muskulatur dargestellt ist. Neben zwei weiteren Mannequins im Bayerischen Nationalmuseum in München und im Kunstmuseum in Göteborg, die wie Ecorchés mit offengelegter Muskulatur dargestellt sind, ist vor allem die männliche Gliederpuppe im Nationalmuseum in Kopenhagen zu erwähnen, die sich in Stil und Proportionen mit der vorliegenden übereinstimmt. Das Kopenhagener Mannequin stammt aus der königlich-dänischen Kunstkammer, in welche sie laut Sammlungsinventare vor 1674 einging. Damit liegt ein terminus ante quem zur Datierung der besprochenen Gliederpuppe vor: Sie entstand im 17. Jahrhundert, vor 1674. Für einen Entstehungszeitpunkt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts spricht das Porträt eines unbekannten Bildhauers mit Gliederpuppe, die der holländischen Malers Werner van den Valckert 1624 anfertigte: Hier ist ein ähnliches, wenngleich größeres männliches Mannequin mit den gleichen Kugelgelenken und mit fein ausgearbeiteter Muskulatur dargestellt.
