Serpentin-Birnenkrug
Sächsisch, wohl Dresden, um 1630
Montierung: wohl niederländisch, um 1630
Dunkelgrün-rötlicher Granatserpentin, Montierung: Silber, gegossen, getrieben, graviert, ziseliert
Altes Sammlungsetikett auf dem Boden „47632“
Höhe ca. 17 cm, Durchmesser am Fuß ca. 8 cm
Der Renaissance-Serpentinhumpen ist ein seltenes Prunkgefäß, das sowohl durch die dunkelgrüne Färbung des Steins als auch durch die Qualität des Steinschnittes und der Silbermontierung besticht. Im Grünen Gewölbe in Dresden und im Landesmuseum in Kassel haben sich formengleiche Serpentingefäße erhalten, die etwa zwischen 1575 und 1620 mit feuervergoldeten Silberfassungen versehen wurden. In beiden Fällen handelt es sich nachweislich um Prunkgefäße, die aus der Kunstkammer des jeweiligen Landesfürsten stammen. In der frühen Neuzeit waren Serpentingefäße aus mehreren Gründen besonders begehrt. Serpentin wurde zunächst einmal wegen seiner ästhetischen Eigenschaften geschätzt: Der Stein faszinierte durch seine hellgrüne bis dunkelrote Tönung und seine schwarzgefleckte Struktur, deren Ähnlichkeit mit Schlangenhaut für die Namensgebung ausschlaggebend war. Er war aber auch wegen seiner Schutz- und Heilwirkung begehrt: Serpentin wurde unter anderem eine giftanzeigende Funktion zugesprochen, weswegen er im 16. und 17. Jahrhundert vorwiegend zu Trinkgefäßen verarbeitet wurde. Die Verarbeitung des Serpentins war spätestens seit der Mitte des 16. Jahrhunderts eine sächsische Spezialität, die von dem erzgebirgischen Ort Zöblitz ausging. Dank dem lokalen Serpentinvorkommen blühte das Handwerk des Steinschneidens auf, das zunächst durch die Bestellungen des sächsischen Hofes und später durch die länderübergreifende Nachfrage gefördert wurde. Dabei wurden die Gefäße in Sachsen gedrechselt, jedoch oft an einem anderen Ort in kostbare Fassungen montiert. So wurde auch der vorliegende Prunkhumpen nicht in Sachsen, sondern vermutlich in den Niederlanden montiert. Darauf deuten die qualitätsvolle Montierung aus Weißsilber und insbesondere die Ohrmuschel-Ornamentik hin, die den Deckel des Kruges ziert.