Exotische Porzellan-Kanne
Porzellan: China, Jingdezhen
Übergangsperiode, Chongzhen (1628-1644) / Shunzhi (1644-1661), um 1635-1650
Silbermontierung: südliche Niederlande, wohl Antwerpen, um 1650
Blau-weißes Porzellan, Fassung: Silber: gegossen, getrieben, graviert, ziselliert
Brandschaden in der Wandung der Kanne
Höhe ca. 23 cm
Provenienz: Schweiz, Privatsammlung
Schon im 16. Jahrhundert erfreute sich ostasiatisches Porzellan an großer Wertschätzung, insbesondere die blau-weißen Gefäße, die in Jingdezhen für den europäischen Kunstmarkt produziert wurden und meistens Eingang in fürstliche wie bürgerliche Kunst- und Wunderkammern fanden. So ist auch die vorliegende Stegkanne in europäischer Formgebung und mit exotischer Bemalung in Kobaltblau entsprechend der Erwartungen westlicher Liebhaber als Exportgut entstanden. Um den hohen Wert der Kanne zu unterstreichen, wurde sie nach ihrer Ankunft in Europa mit einem Deckel und einer Daumenrast aus feuervergoldetem Silber ausgestattet, die an dem Henkel fixiert sind. In der kobaltblauen Bemalung auf weißem Grund liegt der Reiz der Stegkanne bergründet, die sich auf den ersten Blick als Pretiose ostasiatischer Herkunft präsentiert. Auf der bauchigen Wandung sind asiatische Figuren in einer felsigen Gartenlandschaft dargestellt, deren fremdartige Vegetation für den europäischen Betrachter ferne Welten evoziert. Was in der Wandung wie ein Einschlag aussieht, ist in Wirklichkeit ein Brandschaden: Aufgrund einer Unreinheit in der Porzellanmasse bildete sich beim Brennen eine Blase, die beim Abkühlen aufplatzte. Trotz dieses Brennfehlers wurde die Stegkanne als Kostbarkeit angesehen und daher mit einer aufwendigen, feuervergoldeten Silbermontierung ausgestattet, die sich sowohl durch die gegossenen und ziselierten Motive am Henkel und an der Daumenrast als auch durch die eleganten Gravuren auf dem Deckel auszeichnet. Vergleichbare Stegkannen aus chinesischem Blau-Weiß-Porzellan der Übergangszeit haben sich u.a. in London im Victoria and Albert Museum und in Amsterdam im Rijksmuseum. Derartige Gefäße mit Silbermontierung sind indes seltener. Erwähnenswert ist daher ein blau-weißer Enghalskrug mit feuervergoldetem Silberdeckel, der aus der Kunstkammer der Markgrafen und Großherzöge von Baden-Baden stammt und sich heute im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe befindet.
