Straußenei-Schraubflasche
aus der Kunstkammer der Markgrafen und Großherzöge von Baden-Baden
Süddeutsch, um 1600
Straußenei, Silber, feuervergoldet
Höhe 20 cm
Publiziert in: Bock, S.: Ova Struthionis. Die Straußeneiobjekte in den Schatz-, Silber- und Kunstkammern Europas, Heidelberg 2005, S. 255, Kat. Nr. 71, Abb. 126; Stangl, S.: „Kunst- und Kuriosithätswert“: Die Kunstkammer der Großherzöge von Baden, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 28 (1999), S. 167-174, Abb. S. 167; Renner, A.M.: Die Kunstinventare der Markgrafen von Baden-Baden, Bühl-Baden 1941 (=Beiträge zur Geschichte des Oberrheins, Bd. 1), S. 211, S. 259
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Die naturbelassene Schale des Straußeneis ist mit feuervergoldetem Silber in Form einer Schraubflasche montiert, die sich durch die Seltenheit und Kostspieligkeit der verwendeten Materialien als exotische Kostbarkeit fürstlichen Ranges auszeichnet. Daß es sich hierbei tatsächlich um ein fürstliches Sammlungsobjekt handelt, belegen die Inventaraufkleber auf dem Fußboden der Flasche: Die in Tinte geschriebenen Nummern 3101 und 73 beziehen sich auf die Inventare des Zähringer Museums von 1883 und 1919, in denen die Bestände der Sammlungen der Markgrafen und Großherzöge von Baden-Baden verzeichnet sind. Tatsächlich befand sich die Straußenei-Schraubflasche seit dem 17. Jahrhundert im Besitz der Markgrafen und Großherzöge von Baden. Die Silbermontierung der Schraubflasche ist von einfacher Eleganz geprägt: Über einem gewölbten Fußring erhebt sich die Kuppa des exotischen Gefäßes, das aus dem Ei eines afrikanischen Straußvogels besteht. Dieses umfassen drei ornamentale Spangen, die mit ausgestanzten Mustern verziert sind und die Basis mit der Mündung und dem Schraubverschluß der Flasche verbinden. Silberbehälter mit einem vergleichbaren Schraubverschluß finden sich in der süddeutschen Goldschmiedekunst seit dem frühen 17. Jahrhundert. Erwähnenswert sind ein vergleichbares Paar von Straußenei-Deckelschale im Grünen Gewölbe in Dresden, die 1626 aus dem Nachlaß der Herzogin Erdmuthe von Pommern (1561-1623) in den Besitz Kurfürst Johann Georgs I. von Sachsen gelangten und ebenfalls um 1600 entstanden sein dürften. Zur Beliebtheit des Straußeneis trugen seine vermeintlich magisch-medizinischen Kräfte bei: Neben Koralle, Kokosnuß und Rhinozeroshorn gehörte es in der Frühen Neuzeit zu den sogenannten Apotropaica, die als Allheilmittel gegen allerlei Krankheiten und als Schutzmittel gegen Vergiftungen eingesetzt wurden. Valentini berichtete in seinem Museum Museorum von 1714, die pulverisierte Schale des Straußeneis würde als Mittel gegen Erkrankungen der Nieren und gegen Vergiftungen eingenommen. Entsprechend ihrer heilenden und schützenden Wirkung wurden die Eier des großen afrikanischen Vogels häufig zu kostbaren Gefäßen montiert. Bezüglich der Wertschätzung von Straußeneiern als Sammelobjekte bemerkte Valentini weiter: „Die ganze Eyer werden zur rarität in denen Kunst- und Naturalien-Kammern auffgehoben“. In der Tat lassen sich in den bedeutendsten Kunstkammern der Renaissance Straußeneier nachweisen, die meistens als prunkvolle Pokale montiert waren. In Sammlungen fürstlichen Ursprunges wie dem Grünen Gewölbe in Dresden haben sich dementsprechend eine gewisse Anzahl von Straußenei-Pokalen aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert erhalten. Selten sind hingegen Straußeneier, die wie das vorliegende Objekt in Form einer Schraubflasche montiert sind. Daher ist in dem Zusammenhang eine zweite Straußeneiflasche aus dem Waddeston Bequest des British Museums erwähnenswert, die ebenfalls um 1600 entstanden ist.
