Memento-Mori-Medaille
Jan de Vos (1578-nach 1619), monogrammiert IV
Augsburg, 1612
Silber, gegossen, punziert, graviert und ziseliert
Monogramm „IV“ auf dem Armausschnitt der weiblichen Porträtbüste
Höhe 5,8 cm, Breite 4,8 cm
Publiziert in: Meininghaus, H.: Memento Mori. Hermann P. Lockner zum 65. Geburtstag, in: Weltkunst 71 (2001), Nr. 12, S. 1856-1859 , S. 1857
Mit der kunstvoll ausgeführten Silbermedaille kreierte der Augsburger Goldschmied Jan de Vos (1578-nach 1619) ein kostbares Memento Mori, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufgrund seiner Ikonographie, seiner Materialität und seines künstlerischen Wertes als Kunstkammerobjekt ersten Ranges galt. Auf einer Seite der Medaille ist eine junge Frau auf der Höhe ihrer Schönheit dargestellt: mit nackten Brüsten, aufwendig hochgesteckten Haaren und wertvollem Schmuck. Um das Brustbild läuft die lateinische Inschrift „NE GLORIERIS IN CRASTINVM“ („Rühme dich des morgigen Tages nicht“). Damit ist das Thema der Vanitas angedeutet, das auf der Rückseite der Medaille drastisch vorgeführt wird. Hier tritt – wortwörtlich im Rücken der jungen Frau – ein Skelett als Personifikation des Todes auf, eingerahmt von den mahnenden Worten: „MEMORESTO QVONIAM MORS NON TARDAT“ („Gedenke, daß der Tod unverzüglich kommt“). Zwischen den Rippen des Todes windet sich eine Schlange, die auf den Sündenfall als Ursache der menschlichen Sterblichkeit hinweist. Auf der Schädeldecke des Skeletts sitzt wiederum eine Kröte: Laut dem Physiologus, einem frühchristlichen Traktat aus dem 2. Jahrhundert, gilt dieses Tier als Symbol der Wiederauferstehung, da es sich bei Dürrezeit eingräbt, um dann bei Regen wieder aufzutauchen. Somit erinnert das exquisite Memento Mori den Betrachter an die Vergänglichkeit des irdischen Lebens, zugleich führt es ihm die Notwendigkeit einer christlichen Lebensführung vor, um das ewige Leben zu erlangen. Wer für diese hochwertige Silberarbeit verantwortlich zeichnet, zeigt sich an dem Monogramm, das unterhalb des Armausschnittes der jungen Frau angebracht ist: Die Initialen IV stehen für Jan de Vos, einen Goldschmied niederländischer Herkunft, der sich in Augsburg niederließ und aufgrund seines großen Ansehens ein vornehmlich höfisches Klientel mit seinen ausgefeilten Goldschmiedearbeiten bediente. 1606 ernannte Kaiser Rudolf II. (reg. 1576-1612) Jan de Vos zu seinem Hofgoldschmied – ein Amt, das der Künstler später noch unter Kaiser Matthias (reg. 1612-1619) und seiner Gemahlin Anna (reg. 1612-1618) bekleidete.