Anatomisches Modellpaar einer schwangeren Frau und eines Mannes
Stephan Zick (1639-1715)
Nürnberg, um 1680
Elfenbein; Textil, Silberborten, Holz, Pappschachtel mit Marmorpapier und Verschlußwachssiegel
Länge der weiblichen und der männlichen Figur: 14,5 und 15 cm
Publiziert in: Adler, S. (Hg.): BODY SCAN. Anatomie in Kunst + Wissenschaft, Ausstellung in der ERES-Stiftung, München 2018, S. 97
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Anatomische Modelle in Miniaturform gehörten zu den beliebtesten Sammelgegenständen in Kunst- und Wunderkammern des 17. Jahrhunderts. Die Nürnberger Werkstatt des Elfenbeindrechslers Stephan Zick (1636-1715) fertigte elfenbeinerne Anatomiemodelle, insbesondere von schwangeren Frauen, bei denen die einzelnen Organe teilweise herausgenommen werden können. Der elfenbeinerne Korpus ist hierbei mit beweglichen Armen und einer abnehmbaren Bauchdecke ausgestattet, die den Blick auf die inneren Organe, darunter auf den ebenfalls auseinandernehmbaren Uterus mit Embryo, freigibt. In öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg und in der Wunderkammer Olbricht, haben sich weitere Modelle von Stephan Zick erhalten, die eine schwangere Frau abbilden. Modelle eines Mannes und einer Frau als Paar sind indes extrem selten. Das vorliegende Modellpaar ist umso bemerkenswerter, als es heute noch in seiner originalen Schachtel aufbewahrt wird, die noch ihr rotes Wachssiegel trägt. Ein vergleichbares Paar im Lederfutteral gehört zu den Sammlungen der Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Historical Library von Yale University. Die Beliebtheit von Zicks Modellen liegt zwar im Interesse frühneuzeitlicher Sammler für anatomisches Wissen begründet, aber diese elfenbeinernen Kleinodien wurden wohl kaum als Lehrmittel zur Veranschaulichung medizinischer Überlegungen eingesetzt. Vielmehr handelt es sich um typische Kunstkammer-Objekte, die die Neugierde des Besuchers erweckten und diesen mit haptischem Zugriff auf das Objekt zum Entdecken einluden. Zugleich weist das kostbare Material und die feine künstlerische Bearbeitung darauf hin, daß derartige Modelle als Artificialia ersten Ranges galten, die mehr noch als andere Kunstwerke die Fähigkeit des Menschen vorführten, die göttliche Schöpfung zu durchdringen.
